Historie
Geschichte der Veltheimsburg in Bebertal (Gem. Hohe Börde)
Vorbemerkung
Der Felsvorsprung, der oberhalb des Gemeinde Bebertal in das Tal der Beber ragt, trug im Mittelalter 3 Burgen. die zeitweilig nebeneinander existierten.
- die Veltheimsburg,
- die Markgrafenburg,
- die Ritterburg.
Aber nur eine hat die Zeiten überdauert - die Veltheimsburg. Leider fehlen Dokumente, die es ermöglichen, die Geschichte dieser Burgen detailliert nachzeichnen. Es sind nur spärliche Hinweise vorhanden, so dass vieles ungeklärt bleibt und auch eine Rekonstruktion der Anlage nicht möglich ist.
Unter dem Park, der heute das Gelände bedeckt, vermutet man ein Netz unterirdischer Gänge und Kammern, bewiesen ist das allerdings nicht.
Die Gemeinde Bebertal gibt es erst seit1950, als die Dörfer Alvensleben und Dönstedt zu „Bebertal“ zusammengelegt wurden.
Alvensleben entstand 1928 aus den noch selbständigen Dörfern Alvensleben und dem Markt Alvensleben.
Dönsdorf wurde schon 961 in einer Urkunde Otto I. erwähnt, Alvensleben soll
(allerdings ungesichert) 964 in einer Besitzurkunde des Klosters Gernrode genannt sein.
Historische Ausgangslage
Um die Geschichte der Veltheimsburg zu verstehen, muss man weit zurück blicken – bis in die Zeit nach der Völkerwanderung , also um 700 bis 800 n.u.Z..
Zu dieser Zeit war das Gebiet nördlich des Harzes bis zur heutigen Altmark von Germanenstamm der Thüringer besiedelt. Diese wurden aber von den Sachsen verdrängt. Die, von der Weser kommend, sich bis westlich bis zur Elbe und nördlich bis hinter die Letzlinger Heide ausbreiten. Östlich der Elbe und im Norden siedelten slawische Stämme.
722 -804 unterwarf Karl der Große die Sachsen und christianisierte sie mit Feuer und Schwert.
Gleichzeitig kamen über die Elbe und von Norden slawische Siedler, die sich mit den Sachsen vermischten. Das ging allerdings nicht ohne Konflikte ab.
Praktisch als Stützpunkte wurden von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern befestigte Klöster und Bistümer gegründet, so auch 804 das Halberstädter. Es hatte bis 814 seinen Sitz im heutigen Osterwieck, dann wurde Halberstadt zur Bischofsstadt. Der erste Bischof war Hildegrim von Chalon.
Seine Diözese reichte im Norden bis zur Linie Aller –Ohre, im Westen bis an die Oker, im Süden bis nach Merseburg und Zeitz.
Bei der erwähnten Größe musste das Bistum Halberstadt in Verwaltungbereiche, die Archidiakonate, aufgeteilt werden. Zu dieser Zeit war der Halberstädter Bischof nicht nur der kirchliche Herrscher, sondern er übte auch die weltliche Macht aus, war oft Gerichtsherr und „Unternehmer“, ernannte Burgvögte usw. Er war Fürstbischof.
Zu seiner Unterstützung wurden „Ministeriale“ eingesetzt, im heutigen Sinne Minister. Ein Ministerialer war ein unfreier Verwalter oder Soldat in Königsgütern oder Klöstern. Aus dieser Schicht entstand dann der niedere oder ritterliche Adel.
Durch die Missionierung erlebte die Region ihren wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Es wurden Dörfer gegründet, in denen nicht nur Ackerbau betrieben wurde, sonder auch Handel und Gewerbe ihren Sitz hatten. Durch die Dreifelderwirtschaft erzielte man Überschüsse, die vermarktet werden konnten
Die Bevölkerung war allerdings gemischt. Es siedelten Sachsen neben den ursprünglichen slawischen Bewohnern. Das Zusammenleben dürfte nicht ohne Reibereien und Konflikte vor sich gegangen sein
Am Fuße einer Felsnase im Tal der Beber entstand eine Ansiedlung, die sich zum Dorf und Markt entwickelte und zum Zentrum eines Archidiakonates des Bistums Halberstadt wurde - das Archidiakonat Alvensleben-.
Die erste, allerdings unsichere urkundliche Erwähnung ist, wie erwähnt, auf das Jahr 964 datiert.
Die Bedeutung des Ortsnamens ist nicht eindeutig. Heute geht man davon aus, dass er so viel wie „Besitz oder Erbe von Alwin, Alberich oder Alf „zu deuten wäre und auf die vorkarolingisch Zeit also vor 800 zurück geht
Im Mittelalter waren Dorf und Markt von Toren und Mauern umgeben. Der Mauerring umschloss zwei Kirchen und sechs Turmhöfe der dienstpflichtigen Ritterschaften.
Zum Schutz des Dorfes und der Umgebung errichtete der Halberstädter Bischof oberhalb der Ansiedlung auf der Felsnase eine Burg. 1180 war die erste urkundliche Erwähnung dieser Halberstädter Besitzung, aber die Burg dürfte älter sein, da auch das Dorf um diese Zeit schon lange existierte.
Wie notwendig es war, die kirchlichen Besitztümer militärisch zu schützen, zeigt der Slawenaufstand von 983. Unter Führung der Luitizen erhoben sich die Slawen östlich der Elbe, zerstörten Havelberg und Brandenburg, plünderten Klöster und Dörfer, ermordeten die Geistlichkeit. Selbst Magdeburg war in Gefahr.
Einem sächsischen Aufgebot, angeführt von den Erzbischöfen von Magdeburg und Halberstadt gelang es schließlich, nach einer siegreichen Schlacht am Flüsschen Tanger, die Slawen hinter die Elbe zurückzudrängen. Aber kleinere Konflikte dauerten an.
Ein Ministerialer des Bistum Halberstadt war ein gewisser Wichard, der erstmals 1163 urkundlich erwähnt wird. Er war wahrscheinlich Burgvogt in Alvensleben und benannte sich und damit die nachfolgende Familie „von Alvensleben“
Mit seinem Sohn Gebhard I. beginnt dann die Familiengeschichte derer von Alvensleben, die sich zu einer der mächtigsten und an Besitztümern reichen Adelsfamilien in Mitteldeutschland entwickelte und auch heute noch existiert.
Sie hatten Besitz z.B. in Halberstadt, Klötze. Gardelegen, Hundisburg, Zichtau, Eichenbarleben, um nur einige zu nennen.
Bischofsburg
Erstmals 1180 als Sitz der Halberstädter Bischöfe erwähnt, aber älter, war sie die erste der drei Burganlagen auf dem Burgberg oberhalb von Bebertal. Die Burg wurde, da der Bischof von Halberstadt sie erbaute, als Bischofsburg benannt.
Aber schon 1257 ging sie in das Eigentum des Erzbistums Magdeburg über. Das Erzbistum Magdeburg nutzte diese aber nicht selbst, sondern widmete sie zu einer Lehensburg um, sie wurde also als Lehen an treue Gefolgsleute das Erzbistums überlassen. So übernahmen die Markgrafen von Brandenburg 1259 die Burg als Lehen.
Diese Markgrafenlinie (Askanier) stirbt aber schon 1320 mit Heinrich II. aus und so wird die Burg als Pfand benutzt, also an verschiedenes Nutzen zeitweilig vergeben, Dies ist natürlich nicht förderlich für den Erhalt und so verkommt die Burg mehr und mehr.
Erst 1534 geht die Bischofsburg in den Besitz der Familie Alvensleben über.
Gebhard der 17. setzt mit seinen Söhnen die stark zerfallene Burg instand.
Aber schon 1598 wechselt schon wieder der Besitzer. Das Magdeburger Domkapitel übernimmt die Anlage und nutzt sie als Residenz und Verwaltung für Dorf und Markt Alvensleben.
Der 30-jährigen Krieg ist auch an der Beber nicht ohne Folgen geblieben. Die Wirtschaft lag danieder, und Zuge des Wiederaufbaues verlegte man 1649 zuerst den Wirtschaftsbetrieb und dann1685 auch den Sitz des Amtmannes in den Markt Alvensleben zu Füßen der Burg.
Die Burg zerfiel darauf immer mehr. Aus den Ruinen holte sich die Bevölkerung Baumaterial für die eigenen Grundstück. Nur der Burgturm ist erhalten und kann heute noch bestiegen werden.
Er ist aber nicht in seiner ursprünglichen Form vorhanden. Der Einstieg befand sich früher in mehreren Metern Höhe und ist heute hinter dem Efeu noch zu erkennen. Wann die jetzige Türöffnung geschaffen wurde, ist nicht bekannt
Markgrafenburg
Unmittelbar neben der Bischofsburg errichtete der Markgraf von Brandenburg vor 1245 eine weitere Burganlage, die als Markgrafenburg bezeichnet wurde.
Von 1157 - 1170 war Albrecht I. „der Bär“ der Markgraf der Nordmark. Er erweiterte das Territorium des Deutschen Reiches nach Osten und kolonisierte die neuen Gebiete. Seine Söhne und Enkel setzten dies fort und erweiterten die Mark Brandenburg nach Osten.
Ob Albrecht der Bär selbst oder seine Nachkommen die Merkgrafenburg errichteten, ist nicht bekannt.
Die Markgrafenburg wurde unmittelbar neben der Bischofsburg errichtet, praktisch als Hinterburg. Nördlich vom Burgturm sind Mauerreste gefunden worden offensichtlich reichte die Verteidigungsfähigkeit der Bischofsburg nicht aus oder sie zu klein für ihre Aufgaben geworden.
1439 erhielt die Adelsfamilie von Veltheim die Markgrafenburg dann als erzbischöfliches Lehen.
Die Veltheims sind ein altes Adelsgeschlecht, von dem mehrere Linien noch heute existent sind. Schon im Jahre 1068 hatte König Heinrich VI. den Veltheims 44 Hufen Land in Nordthüringen und der Nordmark geschenkt.
Zu dieser Zeit waren die Veltheims Lehensträger der Bischöfe von Halberstadt und verfügten über umfangreiche Besitztümer, die sie im Laufe der Jahre ständig erweiterten.
Eine Linie derer von Veltheim bewirtschaftete die Markgrafenburg. Im 18. Jahrhundert erweiterten sie die Anlage um ein Herrenhaus und weitere Wirtschaftsgebäude, deren Reste östlich des Burgturmes zu finden sind. Nun trug sie den Namen Veltheimsburg, wahrscheinlich zur besseren Unterscheidung von der Burg Alvensleben – der Bischofsburg. Hauptsitz der Familie blieb aber die Burg Erxleben. Dennoch ist auf dem Gelände eine Gruft erhalten, in der einige Familienangehörige bestattet sind.
Im Zuge der Flurbereinigung (Separation) im 19. Jahrhundert erwarb der Landrat August Wilhelm von Veltheim 1837 das Gelände der im Verfall begriffenen Burg und errichte darauf einen Landschaftspark. In diesen eingebettet sind die Mauern einer romanischen Pallas als einzige Zeugen der Markgrafenburg
Auf den Fundamenten der Burg, in Anlehnung an das Herrenhaus, errichteten dann die Veltheims 1882 und 1910 eine neue Burg im neugotischen Stil. So wie sie heute zu sehen ist. Ein imposantes Eingangsportal mit Treppentürmen, Bogengängen und Ziergiebeln geben nun dem Ensemble einen besonderen Reiz.
1945 wurde die Familie Veltheim durch die sowjet. Militäradministration enteignet. Sie verlor ihren Besitz in der in der russischen Zone Die Familie lebte fortan in der BRD.
Während der DDR dienten die Gebäude u.a. als Kinderheim und Schule für die Gemeinde Bebertal.
Nach 1990 übernahm die Treuhandanstalt Berlin die Burg und das dazugehörige Areal und verkauften sie an den Braunschweiger Industriellen Hans-Dieter Neddermeyer. Dieser leitete umfangreiche Renovierungen an den Gebäuden ein. Östlich vom Burgturm wollte er auf alten Fundamenten einen Weinkeller einrichten. Dieser wurde aber nicht fertig gestellt und ist heute eine Bauruine.
In der neugotischen Burg fanden das Standesamt der Gemeinde Hohe Börde, die Heimatstube von Bebertal und gastronomische Einrichtungen ihr Domizil.
2012 verstarb H.-D. Neddermeyer. Die Erben waren an dem Besitz nicht interessiert und verkauften 2015 das gesamte Areal an Holger Schwarz aus dem Landkreis Börde.
Ritterburg oder Musiken Burg
Die dritte Burg auf dem Bergsporn über der Aller geht auf einen Alvenslebener
zurück. Gebhard I. von Alvensleben (1190-1216) soll sie Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut haben. Offensichtlich war sie nötig, um den Schutz der Bischofsburg zu gewährleisten. Schon der Sohn Gebhards verkaufte sie aber an den Bischof von Halberstadt, der sie aber 1260 als Lehen an Günzel von Berwinkel vergab. Bis etwa 1500 war sie im Besitz dieser Familie. Als die Familie ausstarb, verfiel sie.
Auch heute kennt man ihren genauen Standort nicht. Den Namen Musikenburg trägt sie, weil der Sage nach dort ausgiebig gefeiert wurde und die Musik sowie das Zechgelage weit über die Burg hinaus zu hören waren.
Quelle: wikipedia
Schlagwörter: Veltheimsburg, Alvensleben, Nordmark, Bistum Halberstadt